Please, if someone can translate this to English.... From: "bjoernsip" <bjoernsip@gmx.de> Mailing-List: list tadream@yahoogroups.com; contact tadream-owner@yahoogroups.com Date: Mon, 03 Nov 2003 13:42:45 -0000 Subject: [tadream] Off Topic: A german article of Kraftwerk in 2003 It might be interesting for some of you. The story is from 1Live, a german radio station. It´s about Kraftwerk, their hometown Düsseldorf, the Kling-Klang-Studio in 2003, the history of the band and the "mythos" Kraftwerk. For me it´s very interesting. Maybe someone can translate it into english?!? Björn And here we go: An einem Nachmittag in Düsseldorf ... Im Heimatkult ist Eins Live ganz nah am musikalischen Geschehen hierzulande. Zu einem Kult gehört allerdings auch ein richiger "Mythos". Das Wort ist leider einer der meistmissbrauchten Begriffe unserer Zeit. Auf eine Musikgruppe aus dem Sektor aber passt er tatsächlich: Kraftwerk. Weil die Düsseldorfer Band sich ihren eigenen ganz allein geschaffen hat. Mit aller Konsequenz. Es ist ein schöner Tag in Düsseldorf, einer der letzten warmen im Spätsommer, ein paar Leute stehen auf der Straße herum, die Sonne scheint dazu, Autos fahren vorbei und erfüllen die warme Luft des sachte sich neigenden Nachmittags mit dem ratternden Geräusch von Reifen auf einem zu oft geflickten Straßenbelag. Es ist die Stunde der Nachhausefahrer und Stadtflüchtenden, und diese Straße hier ist für sie bloß ein weiteres Stück schäbigen Wegesrands zwischen Hauptbahnhof und Königsallee, Autobahnauffahrt und Garageneinfahrt. Abends aber wird die Straße ihr zweites Gesicht aufsetzen, dann werden die schäbigen Table-Dance-Bars, die es zwischen den leerstehenden Ladenlokalen und den türkischen Obstläden hier gibt, ihre bunten Lichter anschalten. Die Menschen aber werden wieder bloß diese Straße entlang hetzen, Männer zumeist, mit gesenkten Köpfen, auf der Suche nach ein bisschen nackter Haut zum Anschauen. Hier, auf der Mintropstraße, ist Düsseldorf, die Stadt der Schönen und Reichen, so weit wie nur irgend denkbar von ihrem Selbstbild und ihrem äußeren Klischee entfernt. Und doch gibt es auf dieser Straße, hinter einem metallenen Rolltor in einem Hinterhof, einen Ort, der weltberühmt ist - und zugleich völlig unbekannt. Genau wie die beiden Menschen weltberühmt und zugleich völlig unbekannt sind, die an diesem Ort arbeiten: Ralf Hütter und Florian Schneider. Das KlingKlang-Studio haben wenige andere bisher betreten, auch Fotos existieren kaum. Eines von 1973, das auf dem Plattencover des dritten Kraftwerk-Albums Schmitz, und dass man über ihn nichts weiß, scheint kein Zufall zu sein. Es ist Methode. Die Methode Kraftwerk. Es gibt in der mittlerweile fünfzig Jahre messenden Pop-Geschichte viele Arten von Versteckspielen: die Hardrocker von Kiss zum Beispiel versteckten sich jahrelang hinter dicker Schminke; die Kunstrock-Band Residents tritt immer maskiert auf, ihre Mitglieder kennt niemand; die beiden von Daft Punk hingegen kennt man sehr wohl mit Namen, ihre Gesichter aber lassen Thomas Bangalter und Guy Manuel de Homem Christo auf Fotos stets verfremden, zuletzt trugen sie in der Öffentlichkeit nur noch Roboterhelme; und dann gibt es noch die Heerschar von anonymen House- und Techno-Produzenten, die unerkannt unter uns leben. Aber niemand spielt so öffentlich Verstecken wie Kraftwerk. Die kantigen, leeren Gesichter der Gruppenmitglieder wurden über die Jahre konsequent ausgestellt auf Fotos, Zeichnungen, Computeranimationen, ja sogar als lebensecht nachgebaute Köpfe auf bewegliche Roboter montiert. Man kennt sie auf der ganzen Welt - und doch hat niemand die geringste Vorstellung davon, was in diesen Köpfen vorgeht. Was denken die? Was fühlen die? Denken und fühlen die überhaupt? Wir wissen es nicht. Kraftwerk, das sind vier künstliche Kreaturen: Strombetriebene Menschmaschinen aus Fleisch und Blut in schlanken, uniform angezogenen Körpern, ohne sichtbare Gefühlsregungen, kalte Hybridwesen im Schweiß der pochenden Computer, männliche und doch geschlechtslose Funktionshüllen, perfekt konstruierte Musikarbeiter. Ihr Schweigen, die Undurchdringlichkeit ihres Daseins für die Außenwelt aber schaffte erst den Mythos Kraftwerk. Das Schweigen machte aus einer Band, die zugegebenermaßen atemberaubend fortschrittlich klingende Musik produzierte und sich visuell gekonnt zu stilisieren wusste, eine Legende. Mutmaßungen und Gerüchte ersetzen bei Kraftwerk das, was man sonst im Pop und anderswo Public Relations nennt - Ralf Hütter und Florian Schneider betreiben einfach keine PR, in ihren seltenen Interviews äußern sie sich über ihre Musik nur vage, über Persönliches reden sie nie. Was die Welt über Kraftwerk also zu wissen glaubt, hat sie sich entweder selbst ausgedacht oder sich aus angeblichen Aussagen angeblicher Insider zusammengereimt. Mit jeder abstrusen Geschichte wurde der Mythos so größer: Der von Kraftwerk ist längst tatsächlich einer der Wortbedeutung nach - eine überlieferte, nichtrationale Göttererzählung, eine verklärte Fiktion. Dahinter steckt zwar nichts als ein ausgedachtes Pop-Konzept, aber weil wir, das Publikum, daran glauben, wurde daraus ein Mythos. Und je mehr man fragt, desto verwirrender wird es. Als die Sonne immer längere Schatten auf diesen späten Nachmittag in Düsseldorf wirft, da kehren die Bewohner des großen Vorderhauses von der Arbeit zurück, in dessen Hinterhof das KlingKlang-Studio seit über dreißig Jahren existiert. Fragt man die Menschen aus dem Vorderhaus nach Kraftwerk, so sagen die meisten, sie hätten den Namen noch nie gehört. Die beiden Herren, die immer im Hinterhof verschwinden, ja, die würden sie schon kennen. Aber was die dort machten, wüssten sie nicht. Der Erste sagt, Hütter und Schneider kämen immer abends, der Zweite sagt, immer frühmorgens, der Dritte, immer nachmittags, der Vierte hat sie seit Jahren nicht mehr gesehen. Einer sagt, er höre nachts häufig laute Musik aus dem Hinterhof, ein anderer schwört, dass von dorther schon seit Ewigkeiten kein Ton mehr erschallt sei, und wieder ein anderer will Hütter und Schneider sogar mal verklagt haben. Das metallene Rolltor zum Hinterhof bleibt fest verschlossen an diesem Nachmittag auf der Mintropstraße in Düsseldorf. Bald schon wird die erste Table-Dance-Bar ihre bunten Lichter anschalten. von Dirk Peitz ----------------------- http://www.tadream.net ----------------------- Your use of Yahoo! Groups is subject to http://docs.yahoo.com/info/terms/